Der Begriff „War for Talents“ bezieht sich auf den Wettbewerb unter Unternehmen um hochqualifizierte und talentierte Arbeitskräfte. In einem Umfeld, in dem die Nachfrage nach diesen höher ist als das Angebot, müssen Unternehmen attraktive Arbeitsbedingungen, Karrieremöglichkeiten und Benefits bieten, um die besten Arbeitskräfte zu gewinnen und zu binden.
Der Ausdruck „War for Talents“ wurde erstmals von dem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler und McKinsey-Mitarbeiter Steven Hankin in den 1990er Jahren verwendet. Seitdem hat er sich weltweit als Begriff für den Konkurrenzkampf zwischen Unternehmen etabliert. In diesem Kontext hat die „War for Talents“ auch Auswirkungen auf die Personalstrategien und die Arbeitsbedingungen in Unternehmen. Denn in vielen Branchen (z. B. Technologie- und IT-Branche, Finanz- und Bankenbranche, Gesundheitswesen) können Talente zwischen mehreren Jobangeboten auswählen. Heißt: Die Unternehmen müssen sich bei potenziellen Mitarbeitern „bewerben“ – und nicht mehr umgekehrt.
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Was sind die Gründe für den „War for Talents“?
Es gibt mehrere Ursachen für den „War for Talents“:
- demografischer Wandel: Die alternde Bevölkerung und eine Rückgang der Geburtenrate führen in vielen Industrieländern zu einer Knappheit an talentierten Arbeitskräften.
- technologischer Wandel: Der schnelle technologische Fortschritt und die damit einhergehenden Veränderungen in den Arbeitsprozessen erfordern immer häufiger spezialisierte Fähigkeiten und Kenntnisse.
- Globalisierung: Die Globalisierung hat zu einer Zunahme des Wettbewerbs auf dem Arbeitsmarkt geführt, da Unternehmen aus aller Welt um dieselben talentierten Arbeitskräfte konkurrieren.
- veränderte Arbeitswelt: Die Veränderungen in der Arbeitswelt wie z. B. die Zunahme von Teilzeit- und Remote-Arbeitsplätzen haben dazu beigetragen, dass Arbeitskräfte mehr Flexibilität und bessere Arbeitsbedingungen fordern, was den Konkurrenzkampf um die besten Talente verstärkt.
- veränderte Arbeitskraftpräferenzen: Die Arbeitskräfte von heute (z. B. Generation Z) haben andere Präferenzen und Erwartungen an ihre Arbeit als früher (z. B. Babyboomer). Sie legen mehr Wert auf Work-Life-Balance, Fortbildung und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. Darauf müssen sich Unternehmen einstellen.
Was bedeutet der „War for Talents“ für Unternehmen?
Der Fachkräftemangel ist eine wachsende Herausforderung für Unternehmen. Es wird prognostiziert, dass bis zum Jahr 2030 rund 1,5 Millionen, bis 2040 möglicherweise drei Millionen Arbeitskräfte fehlen könnten. Branchen wie das Gesundheitswesen, der Handel, das Baugewerbe und die IT-Branche werden besonders betroffen sein. Bis zum Jahr 2040 werden zudem voraussichtlich 40 Prozent der Arbeitskräfte in Deutschland das Rentenalter erreichen, was zu einem weiteren Verschärfung des „War for Talents“ beitragen wird. Eine Studie zeigte, dass fast die Hälfte aller deutschen Unternehmen schon heute Schwierigkeiten haben, talentierte Arbeitskräfte zu finden und zu binden. Darüber hinaus verlassen viele Fachkräfte Deutschland, um in anderen Ländern bessere Karrieremöglichkeiten zu finden. Es ist daher wichtig, dass Unternehmen sich auf die Zukunft vorbereiten und Maßnahmen ergreifen, um den Fachkräftemangel zu bewältigen.
Was können Unternehmen tun, um Nachwuchskräfte zu gewinnen?
Unternehmen können verschiedene Strategien verfolgen, um im „War for Talents“ erfolgreich zu bestehen:
- Employer Branding stärken: Eine starke Arbeitgebermarke macht ein Unternehmen attraktiver für potenzielle Mitarbeiter. Dies kann durch gezieltes Marketing, positive Presseberichterstattung und die Nutzung von sozialen Medien erreicht werden.
- Unternehmenskultur pflegen: Eine positive, inklusive und transparente Unternehmenskultur zieht Talente an. Werte wie Respekt, Vielfalt und Work-Life-Balance sollten betont und gelebt werden.
- attraktive Vergütung und Benefits: Ein konkurrenzfähiges Gehalt und attraktive Zusatzleistungen (z. B. flexible Arbeitszeiten, betriebliche Altersvorsorge, Weiterbildungsmöglichkeiten) sind entscheidend, um Talente für das Unternehmen zu gewinnen und zu binden.
- Hochschulmarketing: Unternehmen können Partnerschaften mit Universitäten, Fachhochschulen und anderen Bildungseinrichtungen eingehen, um frühzeitig Talente zu identifizieren und zu fördern. Praktika, Werkstudentenstellen und Abschlussarbeiten bieten Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und Rekrutierung von Nachwuchskräften. Die Präsenz auf Karrieretagen am Campus sowie Werbung in Hochschulmagazinen gehört ebenfalls dazu.
- Talentförderung und Weiterbildung: Unternehmen sollten in die Entwicklung ihrer Mitarbeiter investieren und klare Karrierepfade aufzeigen. Dies zeigt, dass das Unternehmen in die Zukunft seiner Mitarbeiter investiert und ihre berufliche Weiterentwicklung unterstützt.
- Aktive Sourcing: Unternehmen sollten proaktiv nach Talenten suchen, indem sie auf Jobmessen präsent sind, Stellenanzeigen schalten und gezielt auf potenzielle Kandidaten zugehen. Dabei sollten sie auch auf soziale Medien und Online-Plattformen setzen, um eine breite Zielgruppe anzusprechen.
- Mitarbeiterempfehlungen nutzen: Zufriedene Mitarbeiter sind die besten Botschafter für ein Unternehmen. Ein Empfehlungsprogramm kann dazu beitragen, qualifizierte Talente zu gewinnen.
- flexible Arbeitsmodelle: Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten oder Jobsharing-Angebote können dazu beitragen, Talente anzuziehen und eine bessere Work-Life-Balance zu ermöglichen.
- Diversity und Inklusion fördern: Ein diverses und inklusives Arbeitsumfeld zieht Talente aus unterschiedlichen Hintergründen an. Unternehmen sollten aktiv Diversität und Inklusion fördern und Diskriminierung entgegenwirken.
- Onboarding-Prozess optimieren: Ein guter Onboarding-Prozess hilft neuen Mitarbeitern, sich schnell im Unternehmen zurechtzufinden und sich willkommen zu fühlen. Dies trägt zur Mitarbeiterbindung bei.
- Employer Branding und HR Analytics: Die Nutzung von Daten und HR-Analytics kann dazu beitragen, den Erfolg von Employer-Branding-Maßnahmen zu messen und zielgerichtet anzupassen. So können Unternehmen ihre Position im „War for Talents“ weiter stärken.
- Einsatz von KI und Technologie im Recruiting: Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und modernen Technologien im Recruiting-Prozess kann dazu beitragen, Talente schneller und effizienter zu identifizieren. Beispielsweise können Chatbots oder automatisierte Interviews den Auswahlprozess unterstützen und beschleunigen.