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Amazon ist nicht nur deshalb so erfolgreich, weil man fürs Shoppen in den eigenen vier Wänden bleiben kann. Als eines der ersten hat das Unternehmen auch erkannt, dass der Bestellvorgang so einfach wie möglich sein muss. Ein Klick – und das Produkt ist gekauft. Zwei, drei Klicks mehr und der Online-Gigant hätte wohl nicht so viele Kunden. Dahinter steckt viel Psychologie: Bei der Entscheidung für etwas mag es der Mensch unkompliziert. Gibt es hingegen Hürden und Reibung, bringt ihn das oft dazu, etwas nicht zu tun. Eine Erkenntnis, die auch langsam ins Recruiting vordringt. Zumal die Digitalisierung alle Tools dafür bereithält.
Recruiting im Minutentakt
Das Unternehmen Henkel zum Beispiel hat vor Kurzem bekanntgegeben, sein Bewerbungsverfahren extrem verschlankt zu haben. Mittels einer neuen Bewerbungsplattform können sich Kandidaten ab sofort binnen 60 Sekunden bewerben. „Viele Bewerber verlieren das Interesse, wenn der Bewerbungsprozess zu lange dauert. Das sind wir angegangen und haben unsere Prozesse maßgeblich beschleunigt und gleichzeitig die ‚digitale User-Experience‘ deutlich verbessert“, erklärt Valeria Gladsztein, Head of Global Talent Acquisition & Learning bei Henkel. „Der Bewerbungsprozess dauerte früher bis zu 30 Minuten. Heute haben wir ein zeitsparendes und schnelles Verfahren innerhalb einer Minute.“
Auch der Versandhändler Otto geht seit 2017 neue Wege im Recruiting. Ein oft zeitraubendes Anschreiben brauchen Bewerber nicht mehr zu verfassen. Stattdessen gilt es, zwei kurze Motivationsfragen zu beantworten. Zehn Minuten soll die Online-Bewerbung dadurch maximal dauern.
40 Prozent mehr Bewerbungen
Und trotzdem: Henkel und Otto scheinen noch Ausnahmen zu sein. Laut der Studie Recruiting Trends 2017 von Monster.de und der Universität Bamberg bieten nicht einmal zehn Prozent der Unternehmen eine One-Klick-Bewerbung an. Nur rund 18 Prozent wollen diese Möglichkeit, bei der Kandidaten beispielweise ihr LinkedIn-Profil in die Bewerberdatenbank des Arbeitgebers importieren können, in Zukunft implementieren. Und das, obwohl fast die Hälfte der Befragten angab, von deren steigender Bedeutung überzeugt zu sein.
Allgemeine Befürchtungen wie der Mangel an individualisierten Bewerbungen und eine dadurch erschwerte Bewerberselektion haben sich bei Henkel offensichtlich nicht bewahrheitet. Binnen weniger Wochen nach Umstellung des Recruiting-Prozesses stieg die Bewerberzahl um 40 Prozent.