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Die Universitäten und Hochschulen sind weitgehend menschenleer. Denn auch das zweite Semester seit Ausbruch der Corona-Pandemie wird fast ausschließlich digital vonstattengehen. Die meisten Studierenden dürften sich mittlerweile daran gewöhnt haben – wobei hingegen Unsicherheit herrscht, ist die berufliche Zukunft. Suchen Unternehmen aktuell überhaupt neue Mitarbeiter*innen? Ist mein angestrebter Berufswunsch jetzt noch gefragt? Und wie kann der Berufseinstieg aus dem Homeoffice heraus gelingen? Derartige Fragen werden sich aktuell wohl so einige Studierende und Absolvent*innen stellen.
Mehr als jeder zweite Studierende sorgt sich um die berufliche Zukunft
Wie viele genau zeigt eine Umfrage der Studierenden-Recruiting-Plattform JobTeaser, an der im September 2020 rund 1.600 Hochschüler*innen teilnahmen. Demnach machen sich zwei Drittel der Befragten Sorgen um ihre berufliche Zukunft; für jeden Fünften hat die Krise sogar Einfluss auf die Berufswahl. Besonders besorgt sind dabei all jene, die sich gerade am Übergang zwischen Studium und erstem Job befinden. 85 Prozent von ihnen fürchten, dass ihnen die Krise den Berufseinstieg verhagelt.
Daneben wurde auch ein Stimmungsbild aus 38 Unternehmen eingefangen. Zwar gaben 95 Prozent von ihnen an, dass sie die Pandemie betrifft oder betreffen wird. 60 Prozent sind sich jedoch sicher, dass der Personalbedarf wieder zunehmen wird. Zudem sind nahezu alle Unternehmen optimistisch, ihre HR-Aktivitäten komplett oder zumindest teilweise aufrechterhalten zu können. Bei fast der Hälfte liegt das Budget für Hochschulmarketing und Recruiting sogar auf dem Niveau der Zeit vor Corona.
Am wichtigsten: Jobsicherheit
Auch das Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young) wollte in einer Studie mit gut 2.000 Studierenden herausfinden, wie diese ihre beruflichen Aussichten aktuell beurteilen (Oktober 2020). Dabei kam heraus: Jeder Vierte hat seine beruflichen Pläne geändert; jeder Fünfte hat entschieden, erst einmal länger zu studieren und den Start ins Arbeitsleben hinauszuzögern. Zudem haben sich die Aspekte, die bei der Jobwahl als wichtig erachtet werden, gegenüber früheren Befragungen verschoben. Oberste Priorität hat nun die Jobsicherheit (67 %), gefolgt vom Gehalt (55 %) und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie (39 %). Insgesamt hat das Thema Karriere gegenüber dem sozialen Bereich (Familie und Freunde) durch die Corona-Krise etwas an Bedeutung verloren. Für jeden dritten Studenten ist der berufliche Aufstieg das Wichtigste im Leben (in früheren Studien: 45 %); bei Studentinnen trifft dies nur noch auf 28 Prozent zu (in früheren Studien: 38 %).
HR-Abteilungen sind jetzt mehr denn je gefragt
„Die Ergebnisse zeigen, wie belastend die Corona-Pandemie auch für junge Menschen sein kann“, sagt Oliver Simon, Leiter der Personalabteilung DACH von EY. „Gerade die Studierenden, die in diesem Jahr auf den Arbeitsmarkt streben, brauchen Orientierung und dürfen nicht allein gelassen werden. Das gilt für Berufsberater an den Universitäten, die jetzt noch stärker gefragt sein werden. Das gilt für die Politik, die die nötigen Rahmenbedingungen setzen muss, damit Unternehmen auch in der Krise einstellen. Und das gilt auch für Personalabteilungen, die stärker den Dialog mit den Bewerbern suchen müssen und bei Vorstellungsgesprächen die belastende Ausgangssituation bedenken sollten. Es darf nicht dazu kommen, dass das Jahr 2020 ein verlorenes Jahr für die Studierenden wird.“