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Jetzt, da die Babyboomer mehr und mehr in den Ruhestand gehen, rückt eine neue Generation verstärkt in den Fokus: die Generation Z. Doch wie tickt diese und was müssen Arbeitgeber bieten, damit der Nachwuchs sich bei ihnen bewirbt und ins Berufsleben einsteigt?
Wer gehört zur Generation Z?
Mitglieder der Generation Z – kurz: Gen Z – wurden zwischen 1997 und 2012 geboren. Einige von ihnen haben somit bereits den Bachelor, manche sogar schon den Master in der Tasche und stehen am Anfang ihrer Karriere. Schätzungen zufolge wird die Generation Z bis 2030 rund 30 Prozent der gesamten Erwerbsbevölkerung ausmachen. Das stellt Recruiting, Employer Branding, Hochschulmarketing, Unternehmenskultur und die Gestaltung der angebotenen Jobs vor vollkommen neue Herausforderungen. Denn junge Menschen, die aktuell in den Arbeitsmarkt eintreten, besitzen zu einem Großteil ganz andere Werte, Erwartungen und Eigenschaften als beispielsweise ihre Vorgänger, die Millennials (Generation Y).
Laut Studien und der Generationsforschung sind sie offen und neugierig, legen großen Wert auf Unabhängigkeit und Gleichberechtigung, empfinden Optimismus und Abenteuerlust, aber auch Sorge um die eigene und die Zukunft der Welt. Obwohl ihnen oft abgesprochen, haben sie durchaus einen Leistungswillen. Um diesen zu entfalten, muss die Arbeit jedoch sinnhaft sein und Raum für Selbstverwirklichung bieten. Im Folgenden daher neun Aspekte der Gen Z, die Personalverantwortliche bei ihren Strategien und Maßnahmen berücksichtigen sollten.
Die Generation Z und das Thema Karriere
1. Wissen um die eigene Bedeutung
Wer Teil der Generation Z ist, ist mit dem Wort „Fachkräftemangel“ aufgewachsen. Man weiß, dass in den nächsten Jahren die Babyboomer massenhaft in Rente gehen und in nahezu allen Branchen unzählige offene Stellen hinterlassen werden. War es früher ganz normal, sich mit viel Konkurrenz herzklopfend bei einem Unternehmen zu bewerben, erleben junge Talente die Situation heute ganz anders: Die Auswahl an interessanten Jobs ist groß; den Zuschlag bekommt, wer die besten Konditionen bietet.
2. Keine Floskeln bei Unternehmenswerten und -kultur
Von Klimawandel bis MeToo-Bewegung: Die jungen Talente von heute wurden in Zeiten fundamentaler Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche groß und sozialisiert. Wie bei keiner Generation vor ihr beeinflussen diese Erfahrungen auch die Wahl des zukünftigen Arbeitsgebers. Wie steht das Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit? Haben Frauen die gleichen Karrierechancen wie Männer? Auf diese und andere Fragen erwartet die Generation Z ehrliche Antworten. Man will Taten sehen und durchschaut, wenn nur das Image durch „warme Worte“ aufpoliert werden soll. Wichtig zu wissen: Um sich über ein Unternehmen zu informieren, setzen 60 Prozent der jungen Generation auf die Einschätzung aktueller oder ehemaliger Mitarbeiter:innen und nutzen hierfür zum Beispiel Plattformen wie das Bewertungsportal kununu.
3. Geld ist wichtig – Sinn aber auch
Mitglieder der Generation Z sind durchaus finanziell orientiert, wissen, was sie durch ihre Ausbildung wert sind und welches Gehalt sie bei Verhandlungen souverän fordern können. Und dennoch: Das ist nicht alles. Laut einer Gen Z-Studie spielt für immerhin 42 Prozent die Höhe der Vergütung eher die zweite Geige. Wichtiger ist, dass der Arbeitgeber eine klare, zukunftsweisende Vision hat, der angestrebte Job einen Sinn besitzt und man durch sein Tun etwas bewirken kann. Zum Beispiel einen Beitrag leisten im Kampf gegen die globale Erderwärmung, die Cyber-Sicherheit verbessern oder mehr soziale Gleichheit schaffen. Aber auch wechselnde Herausforderungen und Aufstiegschancen sind von großer Bedeutung. Statt auf einer Position zu versauern, möchte man, dass Talente schnell erkannt werden und die Entwicklung der Karriere von Anfang an Unterstützung erfährt.
4. Suche nach Arbeitsplatzsicherheit
Noch bis vor rund drei Jahren wurde die Generation Z als risikobereit, sprunghaft und nicht allzu loyal gegenüber dem Arbeitgeber charakterisiert. Kein „Job-Hopper“ zu sein, sondern sich längere Zeit an ein Unternehmen zu binden, galt als eher untypisch. Das dürfte sich durch die Erfahrungen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine verändert haben. Zwar ist man sich nach wie vor sicher, vielfältige Karrieremöglichkeiten zu haben, Wohlstand und eine starke Wirtschaft werden jedoch nicht mehr als per se dauerhaft und selbstverständlich betrachtet. Wurden befristete Arbeitsverträge früher durchaus als ein Zeichen von Freiheit angesehen, stehen sie heute vielmehr für eine ungewisse Zukunft. Den Wunsch nach Sicherheit spiegelt auch eine Umfrage der Personalvermittlung Zenjob wider. So wollen fast 60 Prozent der jungen Befragten später am liebsten in einem mittelständischen Unternehmen, einem Großkonzern oder im öffentlichen Dienst arbeiten. Nur rund 13 Prozent bevorzugen ein Start-up und würden damit ein erhöhtes Jobverlust-Risiko in Kauf nehmen.
5. Digitales gehört zur DNA
Eine Welt ohne Internet, Smartphone, Laptop und Social Media – für die Generation Z unvorstellbar. Als erste echte Digital Natives kennen sie ein Leben ohne Klicken, Liken und Zoomen nicht. Für Arbeitgeber bedeutet das: Digitalisierung und neue Technologie müssen zwingend zum Berufsalltag gehören. Ein Handy-Verbot am Arbeitsplatz würde die Gen Z beispielsweise ebenso abschrecken wie eine mangelhafte digitale Infrastruktur oder die fehlende Bereitschaft diese – zum Beispiel in Form von Online-Konferenzen – zu nutzen. Aber auch beim Recruiting und Personalmarketing gilt es, sich auf die junge Zielgruppe einzustellen. Eine moderne Karriere-Webseite und die Möglichkeit zur niedrigschwelligen Online-Bewerbung, Social Media- und Incluencer-Marketing, Mobile und TikTok-Recruiting: Für die Ansprache der Generation Z sollten neue neben den klassischen Wegen gegangen werden.
6. Wunsch nach flachen Hierarchien
Mit einem Chef der „alten Schule“, der widerspruchslos und angsteinflößend sagt, was zu tun ist, werden Mitglieder der Generation Z eher wenig anfangen können. Vielmehr wünscht man sich flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege, Offenheit für neue Arbeitsweisen und eine aktive Beteiligung an Entscheidungen. Ehrlichkeit in der Kommunikation wird erwartet, zum Beispiel in Form von regelmäßigem persönlichen Feedback, um aus Fehlern zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Vorgesetzte sollten jedoch nicht überrascht sein, wenn es auch Kritik „von unten“ gibt. Die Gen Z will mitgestalten und zeigt sich dabei selbstbewusst.
7. Flexibilität im Arbeitsalltag
Angehörige der Generation Z werden es sich zweimal überlegen, ob sie für ein Unternehmen arbeiten wollen, in dem der 9-to-5-Arbeitstag heilig ist und das starr auf die Anwesenheitspflicht im Büro pocht. Flexibilität und Produktivität sind für sie kein Widerspruch. Ganz im Gegenteil. Freie Einteilung der Arbeitszeit und Remote Work werden als Basis für Leistung und Kreativität betrachtet und sind kaum noch verhandelbar. Natürlich sollen Aufgaben und Ziele im Vorfeld definiert werden – wie und wo man diese jedoch erfüllt, da erwartet man Freiheit und Vertrauen.
8. Klare Trennung von Arbeit und Privatleben
Die Pflicht, auch nach Feierabend noch Mails zu beantworten, oder die Bereitschaft, jederzeit Überstunden zu machen: Bei der Gen Z wird man damit auf wenig Gegenliebe stoßen. Karriere ist wichtig, das Privatleben mit Interessen, Hobbys und persönlichem Engagement jedoch ebenfalls. Work-Life-Balance ist nicht nur ein schönes Wort, sondern wird eingefordert. Eine große Rolle spielt dabei die wachsende Bedeutung von Mental Health und die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen. Man wünscht sich einen empathischen Arbeitsgeber, der dafür sensibilisiert ist, und kein Sich-Aufopfern erwartet.
9. Vielfältige Teams als Standard
Die Generation Z ist so divers und offen wie wohl keine Generation vor ihr. Das im Job nicht wiederzufinden und zu erleben – undenkbar. In gemischten Teams mit Menschen unterschiedlichen Geschlechts, unterschiedlicher ethnische Herkunft, Nationalität, Kultur und Religion zu arbeiten, wird als bereichernd und selbstverständlich betrachtet. Zudem erwarten die Jungen von heute Offenheit bezüglich sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität. Seine Homosexualität im Büro verstecken? Verschweigen, dass man transgender ist, um den Job nicht zu verlieren? Nein, die Gen Z ist dazu nicht bereit und setzt beim Arbeitgeber Unterstützung und Rückhalt durch klare Unternehmensrichtlinien voraus.