Foto: Alexander Shatov/unsplash.com
Voraussichtliche Lesedauer: 4 minutes
Schon von TikTok gehört? Nicht? Dann fragen Sie mal Ihre Auszubildenden oder Trainees. Die haben die Social Media-App garantiert auf ihrem Smartphone. Denn TikTok erobert die junge Zielgruppe im Sturm und macht schon jetzt Instagram und Facebook ernste Konkurrenz. Auch im Personalmarketing könnte die Plattform zu einem interessanten und wirkungsvollen Instrument werden. Ist TikTok also ein Employer Branding Trend? Vorausgesetzt Humor hat seinen Platz in der Strategie für das Recruiting beziehungsweise Hochschulmarketing des Unternehmens.
Was ist TikTok?
TikTok ist eine Kurzvideo-App aus China, die vom Startup Bytedance entwickelt wurde. Sie kam 2018 – nach der Verschmelzung mit der Mitsing-Plattform Musical.ly – auf den Markt. Seitdem gehen die Nutzerzahlen durch die Decke: Weltweit gibt es aktuell rund 800 Millionen aktive User; in Deutschland sind es immerhin schon vier Millionen. International liegt TikTok damit bereits vor Snapchat und Instagram.
Wer nutzt TikTok?
Vor allem junge Leute. 69 Prozent sind zwischen 16 und 24 Jahre, 31 Prozent sind älter als 25 Jahre. Wer also Nachwuchs für sein Unternehmen sucht, findet hier genau seine Zielgruppe: Entweder Studierende oder aber zukünftige Studierende. Damit eignet sich TikTok auch als Early Branding-Instrument. Ebenfalls interessant: 54 Prozent der Nutzer*innen sind weiblich; im Schnitt 39 Minuten sind TikTok-User pro Tag in der App unterwegs.
Wie funktioniert TikTok?
Bei TikTok dreht sich alles um Videos. Oft sind es Playbacks oder Choreografien, die es dort zu sehen gibt. Mit der App kann man Clips aufnehmen, hochladen, teilen und liken. Diese können bis zu fünf Minuten lang sein – in der Regel beschränkt sich die Dauer jedoch auf 15 bis 60 Sekunden. Massig Effekte, Vorlagen und Filter sowie eine riesige Bibliothek mit Musik und Tönen stehen zur Bearbeitung bereit. Geordnet sind die Videoclips in verschiedene Kategorien. Von Comedy über Sport bis hin zu Lernen.
Zentral und beliebt sind vor allem die sogenannten Challenges. Rund 16 Prozent aller Videos basieren darauf. Zu einem bestimmten Hashtag wird dabei die Community aufgerufen, witzige und kreative Clips hochzuladen. Zum Beispiel Tanz-Performances, Videos übers Schminken und Stylen, über Müllsammelaktionen und Life Hacks.
Wie lässt Employer Branding mit TikTok umsetzen?
Nach Unternehmen, die TikTok in ihre Recruiting– und Employer Branding-Maßnahmen integrieren, muss man im Moment noch etwas länger suchen. Dabei bietet die Plattform die Chance, sich authentisch zu präsentieren. Vor allem für Unternehmen, die nicht nur bierernst daherkommen, sondern sich auch von ihrer humorvollen, vielleicht auch etwas selbstironischen Seite präsentieren wollen, ist TikTok ein Medium mit großem Potenzial.
So können originelle und witzige Clips die Arbeitsatmosphäre verbildlichen und einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Gut gewählte und beliebte Hashtags wie #ilovemyjob oder #spaßbeiderarbeit wecken die Aufmerksamkeit der Zielgruppe. Wie gut das funktionieren kann, zeigt das Klinikum Dortmund. Auf dessen Account sieht man tanzende Krankenschwestern im OP-Saal oder einen Arzt, der einem Gummihuhn eine Herzdruckmassage gibt.
Die Videos wurden millionenfach angesehen. In kürzester Zeit waren unfassbare 87.000 Follower an Bord. Zahlen, für die man bei Facebook oder Instagram einen langen Atem braucht. Aus Recruiting-Sicht jedoch das Wichtigste: Die Bekanntheit und Attraktivität als Arbeitgeber konnte gesteigert und neues Personal gewonnen werden.
Ein weiteres Best Practice-Beispiel ist Lidl. Rund 43.000 Follower hat der TikTok-Karriere-Account des Unternehmens. Neben witzigem Content findet man dort auch Bewerbungs- und Karrieretipps.
Natürlich können Unternehmen auch eigene Hashtag Challenges ins Leben rufen und die Zielgruppe anhand einer bestimmten Aufgabe zum Mitmachen auffordern. Ist die Idee originell, lustig oder aber setzt auf Emotionalität, stehen die Chancen gut, dass sie viral geht. Denn rund 35 Prozent aller User beteiligen sich an solchen Challenges. Eine Zusammenarbeit mit TikTok-Influencern kann dem Ganze noch mehr Reichweite und Engagement bescheren.
Das Konzept von TikTok passt jedoch sicher nicht zu jedem Unternehmen. Wer auf ein seriöses Image bedacht ist und nicht Gefahr laufen möchte, sich auch ein wenig lächerlich zu machen, ist hier möglicherweise falsch. Trotzdem sollten Personalverantwortliche TikTok im Auge behalten. Denn für das Recruiting von Nachwuchs und den Aufbau einer modernen Arbeitgebermarke könnte es zukünftig ein wichtiger Kanal werden.